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Woran mich ein Streit mit meiner 14-jährigen Tochter erinnerte


Ich habe mich gestern mit meiner vierzehnjähirgen Tochter Annalie gestritten. Nachdem zwischen uns eine WhatsApp-Diskussion eskaliert war, habe ich zum Hörer gegriffen und ins Telefon geblökt. Danach fühlte ich mich befreit. 10 Minuten später setzte mein schlechtes Gewissen ein. Was hat das alles gebracht? Kurzfristig: Erleichterung — aber langfristig: überhaupt nichts. Als Mann in dieser Welt stehe ich in verschiedenen Verantwortungen. Ich stehe in der Verantwortung als Vater emotional gut für meine Kinder zu sorgen. Ich stehe als Ehemann in der Verantwortung für eine gelingende Ehe mit meiner Frau. Ich stehe als Unternehmer und Arbeitgeber in der Verantwortung für das Wohl meiner Mitarbeiter und meiner Kunden. Verantwortung, da steckt das Wort Antwort drin. Antworten zu geben, für Aufgaben, die ich mir stelle und die mir gestellt werden -- und gestellt worden sind. Antworten zu geben auf Geschenke, die ich erhalten und angenommen habe. Als Christ glaube ich, dass es mir Gott geschenkt hat, verschiedene Aufgaben erfüllen zu dürfen aber auch zu sollen. Dafür hat er mich begabt. Gaben sind Geschenke. Ich habe etwas anvertraut bekommen, für das ich dann sorge und um das ich mich kümmere. So kann ich Antwort geben auf das Geschenk, das ich erhalten habe. Verantwortung bedeutet für mich auch, dankbar zu sein für das, was ich erhalten habe. Meiner Tochter habe ich dann einen Brief geschrieben: „Liebes Mädchen, als Du auf die Welt kamst, habe ich wie selbstverständlich Verantwortung für Dein emotionales Wohl übernommen. Ich hab Dich in den Arm genommen, mit Dir geschmust, Dich gewickelt, Dich gekitzelt, Dich geküsst. Es gab nichts Schöneres für mich. Dieser Verantwortung bin ich heute nicht gerecht geworden. Ich habe Dir meine Verantwortung versagt. Das schmerzt mich. Ich verspreche Dir, dass ich mich nach besten Kräften weiter bemühe, Dir ein liebevoller Vater zu sein. Es wird mir vielleicht nicht immer gelingen, aber ich strebe danach. Ich liebe Dich. Dein Papi“ Sie hat mir dann gesagt, dass ich für sie immer ein toller Vater sei. Auch, wenn ich rummotze. Aber wickeln könne ich nicht. Nun ja. Das kann ich ja dann irgendwann bei meinen Enkelkindern lernen.

PS: Am Ende des hitzigen WhatsApp-Streits schrieb mir meine Tochter: "In der Zukunft klären wir so etwas nicht über WhatsApp. Das gibt nur Missverständnisse." Wie weise.

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